Bitcoin: Der Profiteur des Handelskriegs?

Obwohl es zwischenzeitlich so wirkte, als könnte sich Bitcoin im Rahmen des aktuellen Crashs von den Aktienmärkten entkoppeln , ist der Kurs am Montag auf das tiefste Niveau seit November 2024 gefallen – Blocktrainer.de berichtete .

Fundamental betrachtet dürfte Bitcoin jedoch nicht unter dem von US-Präsident Donald Trump entfachten Handelskrieg leiden. Bitcoin ist nämlich kein Unternehmen, das mit Umsatz- oder Gewinnrückgängen rechnen muss.

Einige prominente Analysten sind derweil sogar davon überzeugt, dass die Kryptowährung als der Gewinner aus den geopolitischen Spannungen hervorgehen könnte.

Ich denke, die Antwort auf die Frage, wer in diesem Währungskrieg gewinnt, ist Bitcoin.
Matt Hougan, CIO von Bitwise

Matt Hougan, CIO des Vermögensverwalters Bitwise Invest, erklärte in einem Bloomberg-Interview am Dienstag, dass der Handels- beziehungsweise Währungskrieg zu Veränderungen an den Finanzmärkten führen wird, von denen Bitcoin ganz klar profitieren sollte.

Laut ihm werden sich andere Nationen jetzt vermehrt nach alternativen Reserve-Assets umschauen, während die Entwertung der Staatswährungen weiter voranschreiten wird. Beides sind potenzielle Katalysatoren für den Bitcoin-Kurs.

Hougan fuhr fort, indem er erklärte, dass Bitcoin eine Art Absicherung in der aktuellen Situation darstellen kann. Darauf aufbauend betonte er, dass es unvernünftig wäre, jetzt kein Bitcoin zu halten.

Ich denke, dass Bitcoin die sauberste Investmentantwort auf das Chaos und die Verwirrung ist, die wir durch diese Zölle erleben – insbesondere, weil es die Absicherung gegen die Entwertung von Fiatwährungen ist. Und ich denke, dass wir genau darauf zusteuern, in den USA, in China, in Europa und überall auf der Welt. Und ich denke, Investoren wären unvernünftig, wenn sie nicht zumindest ein gewisses Engagement in Bitcoin hätten, um sich gegen das Chaos abzusichern, das im Moment die Schlagzeilen beherrscht.
Matt Hougan, CIO von Bitwise

Der Bitwise-CIO ist mit dieser Einschätzung nicht alleine. Zu einem ähnlichen Fazit kommt nämlich Tim Draper, ein bekannter Risikokapitalgeber aus den USA. In einem Post auf der Plattform 𝕏 konkludierte er in seiner Einschätzung zum Handelskrieg, dass Bitcoin-Käufer die Profiteure seien.

Alle Szenarien sind gut für Bitcoin-Käufer. Es ist inflationsresistent und innovationsgerichtet.
Tim Draper, bekannter Risikokapitalgeber

Die hohen Zölle der USA dürften dazu führen, dass die Welt auf eine zunehmende Fragmentierung zusteuert. Dies könnte weitreichende Implikationen für den Status des US-Dollars als Weltreservewährung haben.

Dass viele Nationen ihre Ersparnisse in US-Dollar gebildet haben, liegt aber unter anderem daran, dass sie einen Handelsüberschuss mit den USA haben. Mit der neuen Handelspolitik wirkt die Trump-Administration dem entgegen – und zwar gewollt.

So betonte Stephen Miran, der Vorsitzende des Rats der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, am Montag erst noch, dass der Produktionsstandort USA unter dem Reservestatus des US-Dollars gelitten hat.

Auf der finanziellen Seite hat die Reservefunktion des Dollars zu anhaltenden Währungsverzerrungen geführt und zusammen mit den unfairen Handelshemmnissen anderer Länder zu unhaltbaren Handelsdefiziten beigetragen. Diese Handelsdefizite haben unser verarbeitendes Gewerbe und viele Arbeiterfamilien und ihre Gemeinden dezimiert, um den Handel von Nicht-Amerikanern untereinander zu erleichtern.
Stephen Miran, Vorsitzende des Rats der Wirtschaftsberater der USA

Laut Miran sollen sich die anderen Nationen an den Kosten beteiligen, die damit einhergehen, dass die USA die Weltreservewährung stellen. Dass dies so kommen wird, ist momentan fraglich.

Naheliegender ist, dass sich die großen Volkswirtschaften zunehmend nach alternativen Reserve-Assets umschauen werden – und das in einer Zeit, in der die ausufernden Staatsschulden der USA sowie die Sanktionen gegen Russland ohnehin schon das Vertrauen in den „Greenback“ untergraben.

Larry Fink, der CEO und Gründer des Vermögensverwalters BlackRock betonte erst kürzlich in seinem Brief an die Aktionäre, dass Bitcoin den US-Dollar als Weltreservewährung ablösen könnte, wenn die Vereinigten Staaten ihr Schuldenproblem nicht in den Griff bekommen – Blocktrainer.de berichtete .

Länder, die keine US-amerikanischen Assets wie Staatsanleihen mehr halten wollen, könnten jetzt zu dem Entschluss kommen, dass Bitcoin die perfekte Alternative ist, die sogar Vorzüge gegenüber dem Krisenmetall Gold hat, erklärt Hunter Horsley, CEO von Bitwise Invest, in einem aktuellen 𝕏-Post. 

Mit diesem Schritt könnte China den USA eins auswischen und sich einen Vorteil bei der Akkumulation von Bitcoin verschaffen – insbesondere, weil die USA mit der Bitcoin-Reserve versuchen, die „Bitcoin-Supermacht“ der Welt zu sein.

Die geschürften Bitcoin könnte die Volksrepublik, die sich seit Jahren bereits vom US-Dollar abwendet, als Reserve-Asset halten, um unabhängiger von den Vereinigten Staaten zu sein.

Ob in China über einen Kurswechsel hinsichtlich Bitcoin nachgedacht wird, ist unklar. Die Hashrate des Bitcoin-Netzwerks befindet sich in jedem Fall trotz der Kursschwäche auf einem Allzeithoch , was darauf schließen lässt, dass rund um den Globus weitere Mining-Kapazitäten errichtet werden.

„Bitcoin wird einfach anfangen, nach oben zu schießen und niemand wird es erwarten“, schrieb Samson Mow in einem weiteren Post wenig später.

Es ist überdies davon auszugehen, dass China die eigene Währung nun verstärkt abwerten wird, um trotz der Zölle weiterhin ein attraktiver Exporteur sein zu können. Dies könnte laut dem CEO der Krypto-Börse Bybit, Ben Zhou, dazu führen, dass die Chinesen zunehmend in Bitcoin flüchten, wodurch das Asset an Signifikanz für die chinesische Wirtschaft gewinnen könnte.

China wird versuchen, den Renminbi abzuwerten, um den Zöllen entgegenzuwirken. Historisch gesehen fließt immer dann, wenn der Renminbi fällt, viel chinesisches Kapital in BTC , was bullisch für BTC ist.
Ben Zhou, CEO von Bybit

Am heutigen Tag gab es schließlich einen Bericht von Reuters, aus dem hervorgeht, dass die Chinesische Zentralbank die staatlichen Finanzinstitute dazu angehalten haben soll, die US-Dollar-Käufe zu reduzieren. Währenddessen heben die USA und China die gegenseitigen Zölle immer weiter an.

Hougan betonte in dem Bloomberg-Interview zudem, dass er wohl noch nie einen besseren Moment erlebt hat, um Bitcoin zu kaufen. Dies erklärt er damit, dass die US-Regierung jetzt Bitcoin hält und ein positives regulatorisches Umfeld schafft, während die institutionelle Adoption erst noch in den Kinderschuhen steckt.

Institutionen sind in Bezug auf Kryptowährungen noch völlig unterrepräsentiert. Sie werden in den Markt kommen. Die Regierung besitzt jetzt Bitcoin und hat eine große Menge an regulatorischen Risiken beseitigt. Ich denke, dies ist der beste risikoadjustierte Moment, um Bitcoin zu kaufen, den ich auf dem Markt gesehen habe.
Matt Hougan, CIO von Bitwise

Ein weiterer Faktor, der für steigende Notierungen bei Bitcoin spricht, ist, dass die US-Zentralbank (Fed) schon bald dazu gezwungen sein könnte, die Geldpolitik wieder drastisch zu lockern. Momentan liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es bei der nächsten Tagung im Mai eine Zinssenkung gibt, bei über 50 Prozent .

Matthew Sigel, Leiter der Abteilung für digitale Assets beim Vermögensverwalter VanEck, erklärte in einer Analyse vom Dienstag dieser Woche, dass die wirtschaftliche Schwäche Zinssenkungen rechtfertigen könnte, von denen Bitcoin besonders profitieren dürfte.

Während ein langsameres Wachstum allein nicht positiv für Bitcoin ist, könnte es die politische Reaktion darauf sein. Wenn Zölle das BIP belasten, ohne einen neuen Inflationsschub auszulösen, könnte die Fed Spielraum haben, die Zinsen zu senken – und damit die Liquiditätsbedingungen wiederherzustellen, unter denen sich Bitcoin historisch gesehen bestens entwickelt hat.
Matthew Sigel, Head of Digital Assets bei VanEck

Sigel ist ebenfalls der Meinung, dass das Zollpaket der Trump-Administration „das Risiko der monetären und geopolitischen Fragmentierung erhöht“. Er sieht zudem erste Zeichen, dass sich Bitcoin von einem spekulativen Asset hin zu einem „funktionellen monetären Instrument“ entwickelt.

Die aktuellen Entwicklungen können laut Sigel dazu führen, dass Länder wie China und Russland den bereits intakten Handel mit Bitcoin und Co. weiter ausbauen werden. Bitcoin könnte sich im Rahmen der aktuellen Entwicklungen also nicht nur als alternatives Reserve-Asset, sondern auch als nicht zensierbares Transaktionsmedium auf sich aufmerksam machen.

Da Bitcoin kein Kontrahentenrisiko hat und fundamental betrachtet nicht unter Zöllen leidet – anders als viele Unternehmen –, wäre das Asset bestens geeignet, um in der aktuellen Zeit als „sicherer Hafen“ zu dienen.

Hierfür ist aber unabdingbar, dass die Marktteilnehmer Bitcoin auch so wahrnehmen. Der Druck, sich nach anderen Reserve-Assets umzusehen, die Sicherheit bieten, könnte jedoch dazu führen, dass immer mehr Anleger oder gar Staaten auf die überlegenen Eigenschaften von Bitcoin stoßen werden.